Beraterseminar der Firma Cochlear für Selbsthilfegruppenleiter
am 29.01.2016 in Ingolstadt
Das Beraterseminar für SHG-Leiter fand bereits zum dritten Mal in Ingolstadt statt. Da Katrin Kammler und ich CI-Kinder haben, nahmen wir an dem Seminar teil.
Begrüßt wurden wir durch Maik Gerlach, Regional Sales Manager der Firma Cochlear und Kai Pabst, Techn. Application Spezialist.
Es gab eine kleine Vorstellungsrunde und danach ging’s auch gleich zum Mittagessen. Es waren viele altbekannte Gesichter aus anderen SHG’s da. Interessant für alle Beteiligten war aber, dass auch ein 15-jähriger, beidseits mit Cochlear Implantaten versorgter Jugendlicher dabei war. Seine Eltern leiten eine SHG-Gruppe in Oberfranken.
Nach dem Mittagessen ging es los mit den verschiedenen Programmpunkten.
Upgrade der Prozessoren: Hier gab es noch mal einen Überblick über mit mittlerweile 9 CI-Generationen der Firma Cochlear. Vom großen Taschengerät, das unsere Kinder noch wie einen Rucksack trugen, bis zum kleinen Hinter-dem-Ohr Gerät. Außerdem wurde verschiedenes Zubehör vorgestellt, das man mit dem neuen Gerät (Nucleus 6) verwenden kann (Aqua-Plus: beim Schwimmen; Minimikrofon; Telefonclip; Audio Transmitter).
Außerdem wurde auch noch mal kurz erläutert, wie ein neuer Sprachprozessor zu beantragen ist und welche Voraussetzungen da sein müssen. (20% Hörgewinn im Störschall mit dem neuen Gerät)
Der nächste Punkt waren die verschiedenen Umwelteinflüsse und Faktoren im Alltag, die das CI beeinflussen bzw. das Hören beeinträchtigen oder dem Implantat schaden. Es wurden von der Elektronischen Diebstahlüberwachung über den Induktionsherd bis zum MRT viele verschiedene Einflüsse aus dem täglichen Leben angesprochen. Eine detaillierte Auflistung kann bei Interesse gerne angefordert werden.
Der nächste Referent war Herr Sorg vom Terzio Zentrum, Stuttgart. Er erläuterte ein spezielles Programm, mit dem Personen, die Hörgeräte bekommen, das „neue“ Hören lernen. Eine Aussage von Herrn Sorg fand ich sehr treffend: Hören ist Kopfsache ! Das heißt, jeder verarbeitet das Gehörte anders und deshalb hat jeder auch verschiedene Hör-Ergebnisse.
Herr Sorg hat uns verschiedene Beispiele des Hörtrainings vorgestellt. Eine sehr interessante, aber auch anstrengende Sache. Derzeit arbeitet Herr Sorg daran, dieses Hörtraining auch für CI-Träger zu ermöglichen. Allerdings kann er im Moment noch keinen Zeitpunkt nennen, wann dies für CI-Träger genutzt werden kann.
Der nächste Programmpunkt war das Restgehör. Mittlerweile versucht man so zu operieren, dass im Innenohr nicht allzu viel zerstört wird. Hier kommt es vor allem auf die Auswahl und die Einführung der Elektroden an. So besteht die Möglichkeit, dass ein postoperatives Restgehör im Bereich 125 Hz – 2 KHz (nicht schlechter als 85 dB) genutzt werden kann.
Dazu gibt es von der Firma Cochlear den Hybrid Modus für den Nucleus 6. Hier wird ein Ohrhaken mit einer Höreinheit an den Prozessor gemacht und ein spezieller Fixierschirm bzw. ein angepasste Ohrpassstück werden ins Ohr gesteckt.
Jeder CP900- Soundprozessor verfügt über die Hybrid-Funktionaliät und der Umbau erfolgt in 4 Schritten.
Man sollte sich hier in seinem CI-Zentrum bzw. seiner Klinik erkundigen, ob noch Restgehör vorhanden ist und man es durch diesen Hybrid-Modus nutzen kann.
Aufgrund des vollen Programms und diversen Zwischenfragen verging der Nachmittag viel zu schnell, so dass noch ein bisschen Zeit angehängt wurde, um noch einen kurzen Überblick über die Cochlear Family und den Cochlear Service zu geben.
Es waren wieder sehr interessante Vorträge und selbst wir „alten CI-Hasen“ erfahren immer wieder noch etwas Neues.
Was ich dieses mal sehr interessant fand, der 15-jährige Teenager hat oft ganz andere Ansprüche an das CI, als die teilnehmenden Erwachsenen. Für ihn war es kein Problem, ohne Hilfsmittel (T-Spule) den Vorträgen zuzuhören. Ihn stört es sogar manchmal, dass das CI die Lautstärke herunterregelt. Auch möchte er manche Störgeräusche hören, weil er sie nicht als störend empfindet. Dies haben wir schon von mehreren Jugendlichen gehört.
Da wir ja eine SHG sind, die sich ja vor allem um die Belange der Kinder und Jugendlichen kümmert, wäre es vielleicht interessant darüber nachzudenken, einen Workshop für diese Zielgruppe zu machen. Herr Gerlach von der Firma Cochlear würde so etwas begrüßen.
Die Firma Cochlear hat uns einen USB-Stick mit allen Vorträgen und Info-Material zur Verfügung gestellt. Wer Interesse daran hat, soll sich bitte melden.
Christa Gebhardt